Seit jeher war Winterhude mit Eppendorf eng verbunden. Die Winterhuder gingen in Eppendorf zur Kirche und sie wurden auf dem Eppendorfer Friedhof zur letzten Ruhe gebettet. In Eppendorf war der Bäcker, der Krämer und der Eisenwarenhädler. Winterhude wurde mit Eppendorf in einem Atemzug genannt. Eppendorf-Winterhude, oder sinnig: Eppenhude-Winterdorf.
Am Ende der Bellevue steht am Rondeelteich, damals Justusteich, die Wentzelburg; der Architekt W. Hauers erbaute sie in den Jahren 1880 bis 1882. Schon 1911 wurde sie abgerissen.
Die Wentzelburg ließ Carl Hermann Wentzel aus gelben Backsteinen bauen. Er hatte neun Kinder. Sein altes Heim war ihm zu klein geworden.
Dieses Ensemble steht bis heute (2013) unverändert da. In dem schlossartigen Gebäude links hat der Architekt Johann Gottlieb Rambatz residiert. Mit seiner Firma Rambatz & Jollasse hat er zahlreiche Hamburger Geschäftshäuser errichtet. Zu den bekanntesten gehört wohl das Alsterhaus. Vorne rechts wohnte Adolph Zeuner, ein Privatier. Fast bescheiden lebten in der Mitte Eduard Garvens und Alfred Holle.
1890 hat der Architekt Gottlieb Rambatz diese Mehrfamilienvilla fertiggestellt. Die Nr. 68 wird von der Versicherungsagentur Adomeit genutzt. Die Nr. 60 gehört einem renommierten Fotografen.1905 hieß der Eigentümer Paul Joost.
1905:
Nr. 56 Alfred Holle,
Export Leder, Kohlensäure
Nr. 57
Eduard Garvens,
Assekuranz
Heute:
Nr. 56
Sitz der Firma INDUSTA Gisela Dietrich
Nr. 57 Rupprecht Schaper
Rechtsanwalt
Erster Eigentümer des Hauses Bellevue Nr. 54 wurde Adolph Zeuner 1894. Im Alter von 69 Jahren starb er 1911 ebenda als Privatier. Das hat meine Neugier geweckt, aber ich konnte nichts, aber auch gar nichts über Zeuners Leben herausfinden.
Immerhin habe ich das Grab der Familie gefunden. Allerdings ist die Laufzeit schon länger abgelaufen. Das war's dann. Das Grab wird demnächst verschwinden.
Mehr als 100 Jahre nach dem Erstbezug durch Familie Zeuner ist dieses Haus immer noch eindrucksvoll. Nach 1912 gab es dann verschiedene Eigentümer. Schon 1968 erwarben es die heutigen Bewohner. Handreke
Repräsentative Villa auf dem Eckgrundstück zur Andreasstraße. 1960 hieß der Eigentümer Rudolph Prehn. Mieter war Familie Henckell, Henckell & Co.,
Sängerin Melitta Muszely und Sänger Fred Fllippi.
dgt&p firmieren heute hier.
Die Bellevue zwischen Andreasstraße und Gellertstraße war noch dünn besiedelt zu dieser Zeit. Hier die Häuser Nr. 50 und 49. Gewohnt haben dort 1904 J. Mayr-Bertheau (Schülke und & Mayr) und C. W. Isermann. Die chemische Fabrik Schülke & Mayr ist sehr interessant. Sie hatte seit 1889 das Weltpatent auf das Desinfektionsmittel Lysol. Durch den Einsatz von Lysol gelang die Bekämpfung der Choleraepidemie von 1892 in Hamburg. 1913 brachte sie Sagrotan auf den Markt. Ihr ehemaliges Stammhaus war das heutige "Goldbekhaus". Die Sanierung des verseuchten Geländes kostete den Steuerzahler 15 Millionen €uro.
Bis vor wenigen Jahren hat das Haus Nr. 50 Vollrath & Wasmuth gehört. Die Firma hat ursprünglich Amol produziert, einen Heilkräutergeist.
1915 wohnte in dieser Villa
Dr. phil. F. Rigler von der Firma Boldt & Vogel, die in der Kleinen Reichenstraße Brauerei- und Kellerei-Maschinen herstellte. Es ging darum, Flaschen zu verkorken. Offensichtlich ein einträgliches Geschäft.
1940 war dort auch die Hamburger Filiale von Dr. Madaus & Co (Arzneimittel) ansässig.
Bellevue Nr. 50, 49 und 48 von der Fernsicht aus gesehen. Das rechte Haus gehörte 1900 dem Kaufmann H. C. Jürgensen. Sein Kutscher J. Alms wohnte auch dort.
Robert Vogel hat es Anfang der 70er Jahre vom Kloster St. Johannis gekauft und abreißen lassen. In dem Neubau von 1978 hat er selbst lange mit seinem Chauffeur gewohnt. Ich wohne da heute.
In den Jahren 1890 - 1892 wurde die Straßenverbindung nach Harvestehude geschaffen und die beiden Brücken gebaut. Die beiden hölzernen Brücken wurden 1892 dem Verkehr übergeben. 1927 wurden sie durch die schönen geklinkerten Brücken von Fritz Schumacher ersetzt.
Viel hat sich zumindest atmosphärisch nicht verändert. Okay, das erste schmale Haus steht nicht mehr, aber dann ... soweit ich es erkennen kann, hat sich bei den ersten Häusern nicht viel geändert. Am Ende gibt es einige Neubauten.
Dieser schlichte Neubau hat sich
2018/19 in das schöne Ensemble eingefügt.
Bellevue 42 wohnt ein Kunstmaler.
In dieser prachtvollen Villa wohnte 1915 Edmund Luttropp, Mitinhaber der Reederei Fölsch & Co. Fölsch & Martin, gehörten neben Sloman zu den größten Salpeterminen-Besitzern in Chile und ihre Schiffe brachten das "Weiße Gold" nach Hamburg. Salpeter konnte als Dünger genutzt, aber auch zu Sprengstoff und Schießpulver verarbeitet werden. Daneben gab es noch die Firma Fölsch & Luttropp, die mit Kaffee handelte. Spätestens 1930 ging das Haus in den Besitz der Familie Brehmer, Firma Bremer & Wagner (Margarine) über. Mitte der 60er Jahre erwarb die Familie Schaper die Villa. Der heutige Eigentümer mag nicht genannt werden.
Wankum
Die Villa Reimers war ursprünglich von dem Hamburger Überseekaufmann
Otto Reimers errichtet worden. Reimers und seine Ehefrau Elisabeth, geb. Muhle, hatten fünf Kinder. 1893 findet sich ein erster Eintrag im Hamburger Adressbuch.
Die Familie Reimers lebte viele Jahre auch in Japan, wo die Firma Otto Reimers & Co in Yokohama eine Niederlassung hatte. Dort geriet Otto Reimers 1914 in Kriegsgefangenschaft. Erst im Dezember 1919 wurde er von den Japanern entlassen. Zur gleichen Zeit hielt sich auch sein Sohn Werner in Yokohama auf. Er durfte Japan nicht verlassen und kehrte erst 1922 nach Deutschland zurück.
1928 erwarben die Eheleute Willy und Wally Simon die sehr repräsentative "Reimersche Villa" an der Bellevue 34 und ließen sie nach ihrem Geschmack umbauen. Neben den Eheleuten Simon zogen auch einige enge Verwandte dort ein. 1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert. Heute erinnern fünf "Stolpersteine" vor dem Grundstück an ihr Schicksal.
Die Reimersche Villa hat den Krieg nicht überstanden. Sie wurde, wie auch die Villa Elkan gegenüber, durch einen Gelbklinkerbau ersetzt.
An Stelle der Villa Reimers steht das letzte Gelbklinkerhaus der Bellevue und schmückt sich mit Kunst am Bau: Eine lebensgroße Bronzestatue zeigt Achilles, der an seine Ferse fasst.
ΑΧΙΛΛΕVΣ
Die Villa an der Ecke Bellevue/Scheffelstraße gehörte 1904 Willy A. Elkan, dem Inhaber einer internationalen Spedition. Schenker hat dort gelernt.
Die Elkans waren Juden. Hier trafen sich zu der Zeit zahlreiche junge, aufstrebende Künstler. Der Maler Hans Joachim Staude erwähnt die "mystischen Abendunterhaltungen in der Bellevue". Zumindest der Sohn Heino Elkan emigrierte in den dreißiger Jahren nach Paris und lebte dort als Fotograf. In den 60er Jahren starb er dort. Was aus seiner Familie wurde, weiß ich nicht.
Während der Operation Gomorrha wurde das Haus 1943 von Fliegerbomben vollständig zerstört.
Die Elkan-Villa war 1953 von Bauunternehmer John Kriegers & Söhne durch einen Gelbklinkerbau ersetzt worden.
2011 wurde das Haus an Familie Schneider verkauft und 2013 letztlich abgerissen.
So sieht der ehemalige Gelbklinkerbau heute aus.
Ein architektonisches Schmuckstück
des Hamburger Architekturbüros BAID.
Hochwertiger attraktiver Neubau.
Ganz links die Villa Elkan, sie wurde 1943 von Bomben zerstört, ebenso das linke der beiden Giebelhäuser, der Bruder. Die Schwester steht unverändert und ist in sehr gutem Zustand. Das nächste Haus, Bellevue 27, wurde gestutzt. Der Besitzer ließ das Dachgeschoss abtragen.
Die Villa Kramer steht auch unverändert da. Sie ist heute das älteste Haus in der Reihe, macht aber einen etwas baufälligen Eindruck.
So sehen die Geschwister heute aus.
Die Nr. 29 gehörte 1925 W. Schuess, Direktor, Norddeutsche Versicherungs-gesellschaft
Die 28 dem Kaufmann Carl Adolf Schmidt.
1906 war der Kaufmann Gustav Feddersen Eigentümer des Hauses. Feddersen, in Hamburg geboren, ging 1871 nach Brasilien. 1882 heiratete er dort die Londonerin Auguste Louise Ellen Berg, die in den folgenden Jahren acht Kinder zur Welt brachte. Feddersen war Mitinhaber der Firma Feddersen, Thomsen & Co., die Niederlassungen im südbrasilianischen Rio Grande do Sul und in New York hatte und im Handelsgeschäft zwischen Brasilien, den USA und Deutschland tätig war.
Später ging es in den Besitz von L.H. Alsen in Fa. Alsen`sche Portland Cement-Fabriken. Und heute?
1884 hatte die Familie Kramer das Haus Nr. 26 in der Bellevue bezogen. Es steht bis heute unverändert. Otto Kramer (1867 -1934) war Teilhaber der Export-Agentur Kramer & Jänisch. Parallel war er in verschiedenen Funktionen auch für die Anker-Werke in Bielefeld tätig.
Zur Zeit des Fotos gehörte das Haus schon der Firma Eduard Ringel & Co., einer Import-Export-Firma, die immer noch besteht. Ringel gehörte 1895 auch die Bellevue Nr. 6.
Mitte der sechziger Jahre zog der Mäzen Hubertus Wald an die Hamburger Außenalster und bewirtete in seinem gemieteten Haus einen weiten Kreis illustrer Freunde: Curt Jürgens, Romy Schneider, Axel Springer, Rudolf Augstein bis hin zu Andy Warhol und Omar Sharif. Viele sollen sich auf der legendären Toilettentür (?) mit ihrem Autogramm verewigt haben. Hubertus Wald starb 2005 und seine Frau Renate ist inzwischen auch verstorben. Die Eigentumsverhältnisse sind derzeit kompliziert.
Verblüffend: Auf der Klingel steht immer noch Hubertus Wald.
Meie
Das erste Haus an der Bellevue blieb das größte: am markantesten Platz der Renomierstraße, an der Kurve von Norden nach Osten, ließ der Kaufmann Flemming 1865 das schlossartige Gebäude für sich und seine beiden verheirateten Töchter errichten, das für viele Jahre der einzige Bau in der Straße bleiben sollte.
1896 kaufte die Kaufmannsfamilie Krogmann den Mittelteil des Anwesens. Den linken Flügel kaufte Adolf Kirsten, den rechten Gustav Tietgens (Tietgens & Robertson). Die Bellevue macht an dieser Stelle ihrem Namen alle Ehre: Man hat einen ausgesprochen schönen Blick über die Alster. Es trug auch den Beinamen "Haus an der Sonne".
Die Familie Krogmann hatte 1896 den Mittelteil des großen Flemming´schen Hauses bezogen, Carl Vincent war damals sieben Jahre alt. Als Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg wurde er hier mit seiner Familie im Juli 1943 ausgebombt. Krogmann hatte hier seine umfangreiche Bildersammlung im Verborgenen gehütet. Sie verbrannte.
Er galt als NS-belastet und hat bis 1948 in Untersuchungshaft gesessen. In der Haft schrieb er das Buch "Bellevue".
Peter Margaritoff errichtete Anfang der 1950er Jahre auf der Ruine der Villa Flemming in mildem Reichskanzleistil die Villa Margaritoff. Der Mitteltrakt Nr. 24 erhielt etwas später die beiden Flügelbauten Nr. 25 und 23. Die Nr. 23 wurde 1953 von dem Architekten Peter Neve, in Bauherrengemeinschaft mit dem Kaufmann Friedrich Wildegans, geplant und gebaut. Der heutige Eigentümer des Mitteltrakts ist mir bekannt .
Peter Margaritoff war mit der Marke Opal der Strumpfkönig der Nachkriegszeit. 1962 war er pleite und der Spiegel widmete ihm eine Titelgeschichte.
Margaritoff hoffte bis zuletzt auf Verhandlungen mit einem Abgesandten der Mormonen, denn im Keller des Hauses war ein heizbarer Swimmingpool. Der schien der Sekte für Massentaufen geeignet.
Letztlich wurde Noe Drevici Eigentümer.
Diese schöne Villa wurde 1951 von dem Architekten Cesar Pinnau errichtet.
Er hat auch für Onassis gearbeitet.
Pinnau entwarf auch das Museumsschiff Cap San Diego.
Das Haus mit den weit ausladenden Balkonen, das "Busenhaus", auch "Brigitte Bardot" genannt.
Kein Zweifel: Es waren die 1950er Jahre.
Auch diese schöne Villa wurde 1951 von dem Architekten Cesar Pinnau errichtet. Hier stand einst das Haus von Friedrich-Wilhelm Oetling und seiner Frau Martha, geb. Kirsten.
Als diese Villa in den 50er oder 60er Jahren gebaut wurde, galt es als außerordentlich modern. Der Architekt war wohl Eiermann.
Dieses quergestellte Haus hat eine sehr wechselhafte Geschichte. 1935 wurde es gebaut. Zuvor hatte hier die Villa Kirsten gestanden (siehe unten). Im Zweiten Weltkrieg brannte es aus. Alfred Kühne (Kühne & Nagel) hat es wiederaufgebaut und seither strahlte das ehemals rote Backsteinhaus in schönstem Weiß. Im November 2013 wurde es allerdings abgerissen.
Mit diesem klotzigen Haus wurde die Baulücke gefüllt.
An dieser Stelle hatte der Reeder Adolph Kirsten 1902 das Haus mit Turm gebaut. Es sah der Wentzelburg am Rondeelteich sehr ähnlich. Die Reederei-Flagge hatte den Spitznamen gestreifter Speck.
Zu John Fontenay gab es eine enge familiäre Bindung. Laut Adressbuch von 1910 besaß Kirsten gleich vier Häuser in der Bellevue. Als Kirsten 1915 starb, hinterließ er ein Vermögen von 20 Millionen Goldmark. Trotzdem ging die Firma 1975 in Konkurs.
Seine Erben verkauften das Haus 1917 an Kommerzienrat Hirschfelder. Kurt Heldern (Reemtsma) erwarb es später. Er gab das Haus weiter an Rudolf Oetker. 1935 wurde es abgebrochen (siehe oben).
Das zweite Haus, Nr. 20, gehört dem Reeder F. W. Oetling von Oetling & Co. Die Buchstaben OG in der Reederflagge stehen für Oetling Gebrüder. Zur Reederei Kirsten, ein, zwei Häuser weiter gab es später verwandtschaftliche Verhältnisse, sprich eine Heirat. Friedrich Oetling ehelichte Martha Kirsten. Das Haus Bellevue Nr. 1 gehörte auch der Familie Oetling.
Gustav Adolf Oetling kaufte 1888 das Haus Schöne Aussicht Nr. 26, das heutige Gästehaus des Hamburger Senats am Feenteich.
Ursprünglich stand hier ein Haus, das 1910 Kirsten gehörte.
Nr. 12 gehörte damals der Witwe Alex Lüdert.
Bellevue Nr. 11 wurde 2018 abgerissen. Schönes Bau-grundstück. Bin gespannt, was draus wird.
Eigentümer um
1895:
Ringel
1920:
Schönbach, Thieme & Co
Eigentümer um 1920:
Gumprecht & Co
Eigentümer um 1894:
Versmann
Eigentümer um 1894:
Nr. 2
E. Schlick Kfm.
Nr. 1
Julius Oetling Konsul, Oetling Gebrüder
... und so sieht die Bellevue Nr. 1 heute aus. Seit der vorigen Jahrhundertwende wird sich nichts Wesentliches verändert haben. Die Bausubstanz scheint unverändert. Um 1900 wohnte Julius Friedrich Jacob Oetling hier. Er war Großherzlich-Mecklingburgisch-Schwerinischer Consul. Ihm gehörte das Haus.
Die Reederfamilie A. Kirsten hatte lt. Adressbuch 1910 vier Häuser in der Bellevue:
Nr. 13, Nr. 14, Nr. 15 und Nr. 25.
Für ausführliche Infos BR-Code scannen
oder Link nutzen.
Die Reederfamilie Oetling immerhin zwei
Häuser.
Plus das heutige Gästehaus des Senats am Feenreich. Die Villa wurde 1868 für Johann F. Krogmann gebaut, und 1880 an Adolf Oetling verkauft, der eine Zeit lang deutscher Konsul in Mexiko war.
Wer die Zeichnung des Gästehauses gemacht hat, ist mir leider nicht bekannt.
Vielleicht ein Gast?